Wie kann eine bessere Welt aussehen?
Stockholm, 1867.
Der Erfinder Alfred Nobel hat eine großartige Entdeckung gemacht. Er träumt davon den Bergbau zu revolutionieren und so einen großen Dienst für eine bessere Welt und zum Fortschritt der Menschheit zu leisten.
Die Technologie für eine bessere Welt
Seine Erfindung wird sich rasend schnell verbreiten und er wird steinreich werden. Die Erfindung hat einen Namen: Dynamit.
Seine Experimente und Fortschritte mit Sprengstoffen revolutionierten jedoch auch eine ganz andere Branche: Die Kriegsführung. Als ein paar Jahre später sein Bruder stirbt, druckt eine Zeitung versehentlich einen Nachruf auf ihn, auf Alfred Nobel.
„Der Kaufmann des Todes ist tot“
In dem Artikel steht, er habe einen Weg gefunden, mehr Menschen, schneller als jemals zuvor zu töten. Alfred ist geschockt. Soll er der Welt wirklich so in Erinnerung bleiben?
Für uns birgt diese Geschichte einige wichtige Erkenntnisse:
- Ob eine Technologie gut oder schlecht ist, hängt immer davon ab von wem und in was für einem Rahmen sie eingesetzt wird. Sie ist nichts anderes als ein Gegenstand.
- Die Nebenwirkungen neuer Technologien sind nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Insbesondere, da wir selten systemisch denken, sondern immer sehr spezialisiert, also in sehr abgetrennten Denkmustern.
Für die heutige Zeit und Erfindungen nach Alfred Nobel gilt zudem
- Die Nebenwirkungen sind immer heftiger geworden. Technologien haben unser Leben dramatisch verändert, teils zum Positiven, teils zum Negativen und oft sind uns die „Nebenwirkungen“ erst sehr viel später bewusst geworden
- Strategische Entscheidungen für neue Produkte werden oft von Menschen mit wirtschaftlichem Hintergrund getroffen. Sie besitzen i.d.R. nicht genügend Knowhow, um soziale und ökologische Nebenwirkungen hinreichend abwägen zu können. Das erschwert ganzheitliche Lösungsansätze
Die Folgen neuer Technologien sind vorab oftmals nicht absehbar. Heute noch weniger als früher. Da ihre Wirkung komplexer ist und viel größere Ausmaße hat.
Nehmen wir zum Beispiel das Internet, welches das Privat- und Berufsleben revolutionierte, ebnete gleichzeitig auch den Weg zu Cyberkriminalität, Massenüberwachung. Ich denke das verdeutlicht, dass neue Technologien nicht nur Lösungen sondern immer auch Probleme und Herausforderungen mit sich bringen und man diese mit ganzheitlicher Sichtweite gut gegeneinander aufwiegen sollte.
Was ist mit „guten“ Technologien?
Ja, das gilt auch für vermeintlich „gute“ Technologien.
Mal angenommen Elektroautos werden mit regenerativen Energien betrieben und das Recyceln und Wiederverwerten der Batterien funktioniert einwandfrei. Wird das unseren ökologischen Fußabdruck in absoluten Zahlen verbessern?
Auf den Autoverkehr gesehen ja. Aber ganzheitlich betrachtet ist das nicht gesagt. Denn was ist wenn das freundliche Ökopärchen sich mit dem Geld, dass es jetzt nicht mehr für Benzin ausgibt jetzt einen zusätzlichen Urlaub in die Bahamas gönnt? Vielleicht ist der Lebensstil dann unterm Strich sogar schlechter für unseren Planeten geworden.
Diese eine Technologie, die alle Probleme auf der Welt löst und uns in eine bessere Zukunft führt, gibt es so vermutlich gar nicht. Das ist aber nicht schlimm. Denn technologische Innovation ist längst nicht mehr unser Hauptproblem.
Warum Technologien nicht der goldene Schlüssel sind
In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit haben wir lange Jahre im Mangel gelebt. Menschen sind an Armut und Hunger gestorben, weil es schlicht zu wenig gab. Das ist heute längst nicht mehr so. Wir produzieren längst im Überfluss, viel mehr als wir brauchen. Und sehr viel davon schmeißen wir dann schnell wieder weg. Jean Ziegler sagt dazu:
Der Schlüssel für eine bessere Welt liegt also nicht immer in neuen Technologien. Längst nicht mehr. Was nicht heißt, dass Innovation schlecht ist. Ganzheitlich gedacht, kann sie auch sehr viel Gutes bewirken. Und es gibt wirklich sinnvolle Technologien, mit großem Potential (Dazu bald mehr). Nur ist sie eben nicht mehr der goldene Schlüssel für eine bessere Welt. Denn wir haben bereits viele Technologien, die zu einer besseren Welt beitragen können. Viel wichtiger ist also wie wir sie nutzen.
Zurück zu Alfred Nobel.
Er machte sich weiter Gedanken über sein Erbe. Trotz allem glaubte er an die Wissenschaft und daran, dass es auch einen positiven Fortschritt im Sinne der Menschheit geben könne.
So entschied er sich sein ganzes Vermögen diesem Zweck zu stiften. Einmal im Jahr sollten die Menschen in den Disziplinen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden mit den bedeutendsten Arbeiten, im Sinne einer besseren Welt, ausgezeichnet werden.
Es kursiert das Gerücht, dass die Mathematik ausgeschlossen wurde, weil ihn eine Frau, mit der er eine Affäre hatte, für einen Mathematikprofessor verließ… Aber das ist eine andere Geschichte.
Kommen wir also zu einem zweiten potenziellen Schlüssel:
Die Wissenschaft für eine bessere Welt
Es hatte einen guten Grund, das Alfred Nobel seine Hoffnung in die Wissenschaft steckte. Sie galt als „der Wahrheit verpflichtet“. Und wissenschaftliche Erkenntnisse ebneten erst den Weg für viele neue Innovationen. Wie sieht es heute aus?
Wenn wir genauer hinschauen, liegen die Dinge aus wissenschaftlicher Sicht recht klar auf der Hand. Wenn wir so weitermachen, fahren wir das Ding gegen eine Wand. Es gibt unzählige Studien, aus verschiedenen Disziplinen mit verschiedensten Schwerpunkten, die uns das zeigen. Sei es die Zerstörung der Ökosysteme, das massenhafte Artensterben oder der Klimawandel: Auf immer mehr Ebenen zeigt sich, dass wir dabei sind, uns unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören.
Die Glücksforschung zeigt uns zudem auf, dass uns die materialistischen Lebensstile, die das alles verursachen, nicht mal glücklich machen. Psychische, stressbedingte Erkrankungen wie Burnout und Depressionen sind so weit verbreitet wie noch nie zuvor. Auch auf einer individuellen und egoistischen Ebene geht es uns also nicht wirklich gut damit.
Die Wissenschaft hat aber auch verschiedenste, spannende Lösungsansätze zu bieten.
Da wäre
– zum Beispiel der Better Life Index der OECD, der sich eine Verbesserung des Wohlbefindens der Bevölkerung als Maxime setzt. Statt wie bisher mit dem Bruttoinlandsprodukt, das Wirtschaftswachstum über alles andere zu stellen.
– die Postwachstumsökonomie, von Prof. Niko Paech, der ein Modell skizziert, das ohne Wirtschaftswachstum auskommt und uns ein Leben in einem ökologisch vertretbaren Rahmen ermöglichen könnte.
– Das Wuppertal-Institut, das zu einer konkreten Gesellschaftstransformation, hin zu einem nachhaltigeren System und den konkreten Schritten auf dem Weg dorthin forscht
– Die inspirierende Prophezeiung eine Mönches über die Währung der Zukunft
Und das sind nur ein paar wertvolle Ansätze, mit denen ich mich persönlich beschäftigt und gearbeitet habe. Es gibt aber noch so viel mehr dazu.
Und genau das ist der Punkt. Es gibt verschiedenste Studien, die zeigen welches Konsum- und Essverhalten welche Auswirkungen auf unseren Planeten hat.
Die Erkenntnisse liegen auf der Hand. Teilweise seit Jahrzehnten. Die Wissenschaft zeigt uns, dass wir einen grundlegenden Wandel in ein neues Miteinander benötigen und forscht auch darüber, wie das Ziel und der Weg dahin aussehen könnte. Damit ist ihre wichtigste Aufgabe quasi erfüllt – Wissen zu schaffen. Dieses stellt sie uns frei zur Verfügung. Diese Vorschläge und Modelle zu diskutieren und zu schauen, was man wie in der Gesellschaft umsetzen kann, ist nicht ihre Aufgabe.
Sie ist ein wichtiger Schlüssel. Der goldene Schlüssel, aber ist sie nicht. Der liegt woanders.
Um es mit den Worten des Wissenschaftlers Hubert Reeves zu sagen
„Wir haben nicht ein großes Umweltproblem, sondern 7 Milliarden einzelne.“
Die Politik für eine bessere Welt
Die Politik spielt eine wichtige Rolle.
Sie gestaltet den Rahmen in dem unsere Unternehmen wirtschaften und in dem wir leben.
Sie hat die Macht durch Gesetze die Umweltstandards von Unternehmen anzuheben, oder auch durch eine längere Gewährleistungspflicht sie dazu zu bringen qualitativ bessere Produkte zu produzieren, und welche die günstig zu reparieren sind, damit wir nicht immer jeden Scheiß neukaufen müssen.
Die Politik setzt auch durch bestimmte Steuern Impulse und Kaufreize und beeinflusst so ganz direkt unser Kaufverhalten. Was wäre wenn sie das im Sinne einer besseren Welt tun würde? Was wäre wenn zum Beispiel Lebensmittel, aber auch andere Produkte nach ihrem ökologischen und sozialen Fußabdruck besteuert würden?
Wenn es automatisch am bequemsten und günstigsten wäre, sich nachhaltig zu verhalten, würden wir das auch tun.
Einen Weg dahin und viele konkrete Reformvorschläge für einen solchen Weg beschreibt der Experte für nachhaltige Gesellschaftstransformationen Prof. Schneidewind in seinem Buch „Damit gutes Leben einfacher wird.“
Nur ist auch die Politik nicht der goldene Schlüssel. Das hat einen guten Grund.
„Keine demokratisch gewählte Regierung eilt einem gesellschaftlichen Wandel voraus, sondern immer nur hinterher, um kein Risiko einzugehen.“ – Niko Paech
Der Wandel muss daher von unten kommen. Um Änderungen am Status-Quo auf politischer Ebene vorantreiben zu können, muss zuerst ein Rückhalt in der Bevölkerung existieren.
Unser Lebensstil: Du
Und damit kommen wir zu uns, zu mir, zu dir.
Der goldene Schlüssel bist du!
Auch wenn es heute oft so scheinen mag, du existierst nicht außerhalb von dieser Welt. Du bist ein Teil von ihr. Und die Welt, die Gesellschaft in der wir leben, ist nichts anderes als die Summe unserer täglichen Handlungen und Entscheidungen.
Und von all den Handlungen und Entscheidungen die so getroffen werden, sind deine eigenen nun mal die, über die du die größte Kontrolle hast. Wo sonst möchtest du also beginnen?
Das ist schwer zu realisieren, weil wir heute völlig entfremdet sind, von den Auswirkungen unserer Handlungen. Die Dinge, die wir täglich konsumieren sind gesichtslose Verpackungen.
Dabei stehen hinter jedem Produkt Menschen, Tiere, fühlende Wesen. Dabei haben auch unsere Konsumentscheidungen vor Ort immer auch globale Auswirkungen, denn die Produktionsketten spannen sich über verschiedenste Länder oft über den gesamten Erdball. Deine Entscheidungen sind mächtig. Sie tragen einen wichtigen Teil bei, zu der Welt in der wir leben.
Es geht aber nicht nur um deinen Konsum. Dein Wandel beginnt bereits weit vorher und kann darüber hinausgehen. Wie kommen wir überhaupt dazu so viele Dinge haben zu wollen und was macht das mit uns? Könnten die zigtausend Werbebotschaften, die täglich auf uns einprasseln, damit etwas zu tun haben? Und wenn ja, wie befreien wir uns von diesen fremdgesteuerten Impulsen und holen uns unsere Entscheidungsfreiheit zurück?
Das sind einige der Themen, dir wir in unserem anreißen.
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Der goldene Schlüssel für eine bessere Welt liegt in dir.
Spiegel Dich
6 Comments on “Der goldene Schlüssel für eine bessere Welt”
Das habe ich auch rausgefunden jede Handlung hatte einen auswirkung , was bringt zB spenden für Hunger in dritt Länder wenn wir dich unseren Konsum genau das bewirken. Also müssen wir uns bewusst über unsere Handlungen machen und über uns selbst. Habt ihr auch supper geschrieben
Vielen Dank Giuliano, für deinen lieben Kommentar. Das stimmt, natürlich sollten wir uns auch bewusst werden, zu was für einer Welt wir durch unseren täglichen Konsum beitragen.
Unabhängig davon kann es aber natürlich trotzdem sehr sinnvoll sein in hilfreiche Projekt in ärmeren Ländern zu spenden.
Hallo Carlos,
Ja Spenden ist nichts schlechtes im gegenteil. Aber erst kommt der Konsum und dan die Projekte den man löst jetzt keinen kreisßlauf mehr im gang der den mist auslöst. 🙂
Genau. 🙂
Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass ein solch nachhaltiges Denken nicht immer Akzeptanz bei seinen Mitmenschen findet, was das Ganze noch schwieriger gestaltet. Und mit diesen Einleuchtenden Argumenten kann man leider nicht unbedingt etwas ausrichten, weil sie viele einfach nicht hören wollen. Vielfach erreiche ich nur diejenigen, die eh schon offen dafür sind. Ansonsten wird man schnell als Biotusse abgestempelt und belächelt. 🙁
Da fühlt man sich sehr schnell ganz schön allein gelassen und eine „Macht“ kann ich da dann auch nicht draus erkennen.
Liebe Verena, du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an!
Diese Erfahrung haben wir auch gemacht und wir bekommen soetwas auch in unserem Umfeld immer wieder mit. Es ist generell so, dass das eigene Umfeld es oft zunächst kritisch sieht, wenn man sich ändert und weiterentwickelt. Das gilt auch für ganz andere Bereiche, als die Nachhaltigkeit. Z.B. machen Menschen, die beschließen keinen Alkohol mehr zu trinken ganz ähnliche Erfahrungen.
Es ist also ein psychologisches Muster. Dahinter steht oft, dass das Umfeld sich durch deine Änderung unwohl fühlt. Sie empfinden es schnell so, als wenn ihr eigener Lebensstil selbst in Frage gestellt wird und von ihnen erwartet wird, dass sie sich auch ändern.
Und wenn Menschen sich „bedroht“ fühlen, hauen sie auch mal unschöne und sogar beleidigende Kommentare raus. Auch sind sie dann nicht mehr offen für dein Anliegen, weil sie damit beschäftigt sind, sich zu „verteidigen“…
Wenn wir aber wissen was emotional eigentlich dahintersteht, dann können wir viel sensibler damit umgehen. Die richtige Art der Kommunikation, die richtige Wortwahl können einen unglaublich großen Unterschied machen.
Das ist ein großes Feld, und wir werden definitiv einen Artikel dazu schreiben. Aber soviel vorab: Es geht in Gesprächen selten um genügend *logische* Argumente. VIEL wichtiger sind die Emotionen. Wenn Menschen sich im Gespräch verstanden, wertgeschätzt und gehört fühlen, sind sie auch sehr viel offener für dein Anliegen.
Ich hoffe das kann dir etwas weiterhelfen.
Alles Liebe!